Presse
Drogenberatung kämpft weiter um Zuschussgelder der Stadt
Von: Daniela Martinak
Letzte Aktualisierung: 8. März 2013, 17:28 Uhr
Jülich. Am Donnerstag entscheidet der Rat der Stadt Jülich ob der Drogenberatungsstelle tatsächlich die Zuschüsse gestrichen werden. Fünf Tage noch. Fünf Tage, an denen die Mitarbeiter, vorne an Marita Grossmann, die Fraktionen um Gegenstimmen bitten wollen.
Die Jülicher Drogenberatungsstelle
Die Nebenstelle der Drogenberatung in Jülich existiert seit 1985.
Drei Mitarbeiter bieten in der Ellbachstraße 16, Jülicher Drogenabhängigen Beratungsgespräche an.
Im Jahr 2012 sind 168 Klienten auf dieses Angebot zurückgekommen, davon sind 55 Prozent unter 25 Jahren. 85 Prozent nehmen illegale Drogen.
„Diese Beratungsstelle weist einen Schatz an Erfahrungen auf. Das Netzwerk, welches wir geschaffen haben, ist Gold wert“, betont Wilfried Pallenberg, Leiter der Drogenberatung. Es sei unverantwortlich die Schließung, zu der es zwangsläufig kommen würde, zuzulassen.
Thomas Müller,Vorsitzender des Caritasverbandes: „Wir als Trägerschaft sind der Meinung, dass öffentliche Einrichtungen auch von öffentlichen Ämtern finanziert werden sollten.“ Die Stadt Jülich möchte die 36 Prozent Zuzahlung zur Finanzierung der Anlaufstelle für Drogenabhängige gänzlich streichen und den Kreis Düren mit den Zuschüssen beauftragen. Dieser zahle aber laut Pallenberg bereits 60 Prozent: „Es gab eine Vereinbarung. Die Stadt müsse auch etwas dazu tun. Schließlich ist es ja auch zum größten Teil ein Problem der Stadt, dass es hier so viele Klienten von uns gibt. Immerhin 70 Prozent der Abhängigen kommen aus der Stadt selbst.“
Bei den beiden Ausschüssen, in denen dieser Antrag bereits aufgefasst wurde, erhielten die betroffenen Mitarbeiter striktes Redeverbot. „Wir konnten uns bisher nicht einmal öffentlich wehren.“ Und auch die Eigeninitiative vieler Eltern, deren Kinder die Beratungsstelle aufsuchen, seien auf keinerlei Reaktionen gestoßen.
„Die Stadt entzieht sich der Verantwortung. Man kann doch solch eine Einrichtung nicht mit einem Schützenverein vergleichen, dem man die Gelder streicht“, entzürnt sich ein Vater. Wenn es doch bloß nur die üblichen 10 Prozent seien, so wie bei allen anderen Vereinen, aber hier gehe es um einen Betrag von 24.500 Euro. Dies seien die Hälfte aller anfallenden Kosten.
Bisher habe es zwar schon viele Rückmeldungen gegeben, aber weiterhin dagegen anzugehen und mehrere Mitstreiter zu finden sei unumgänglich. „Die Politiker sollten doch einfach mal daran denken, dass Drogenabhängigkeit jeden treffen kann. Auch sie selbst und ihre Familien“, schimpft ein Klient. Und weiter: „Ohne diese Stelle hier wüsste ich nicht wo ich jetzt wäre. Und wir können einfach nicht bis Düren fahren. Es dauert nicht nur zu lange, uns fehlt auch das Geld für die Bahnkarte.“
Im Gästebuch der Nebenstelle gibt es weitere solcher Reaktionen und Meinungen sind momentan sehr gefragt.
Soziale Anlaufstellen vor der Schließung?
Von: Daniela Martinak
Letzte Aktualisierung: 28. Februar 2013, 14:15 Uhr
Der Verein Frauen helfen Frauen und die Drogenberatungsstelle hoffen weiterhin auf Zuschüsse der Stadt. Ohne diese droht den beiden Einrichtungen das Aus. Foto: Martinak
JÜLICH.„Wir brauchen Unterstützung. Dieser Hilferuf ist wirklich notwendig“, betont Dagmar Ahrens vom Verein Frauen helfen Frauen in Jülich. Mir nichts, dir nichts soll der Beratungsstelle nämlich bald der Zuschuss der Stadt Jülich gestrichen werden. Und nicht nur dieser Einrichtung soll es so gehen.
Auch die Drogenberatunsstelle des Kreises Düren ist betroffen, insbesondere die Nebenstelle in der Jülicher Ellbachstraße leidet dann darunter. Vielmehr die Jülicher Klienten, die laut Wilfried Pallenberg, Leiter der Drogenberatungsstelle, „definitiv nicht alle nach Düren zu einem Beratunsgespräch kommen werden, wenn diese Stelle hier schließt“, blieben dann auf der Strecke. Ebenso wie die Frauen und Mädchen, die bei Frauen helfen Frauen in die Römerstraße Rat und Hilfe suchen.
Während die Frauenberatungsstelle dann auf 11 520 Euro (ein Drittel der Betriebskosten) Zuschuss verzichten müsste, handelt es sich bei der Drogenberatung um deutlich mehr: 24 500 Euro (die Hälfte der anfallenden Kosten).
Erfahren haben beide Institutionen nach eigenen Angaben erst kürzlich davon und hatten noch nicht einmal Gelegenheit, sich zur Wehr zu setzen. „Wir wissen, dass Ebbe in den Kassen der Stadt herrscht, aber wir finden es absolut unfair, dass gerade wichtige soziale Einrichtungen darunter leiden sollen“, beschwert sich Ahrens. Und auch Pallenberg hat seine Meinung: „Ich bin überzeugt davon, dass dieser Beschluss schon länger feststeht und man es einfach nicht für nötig hielt, mit uns zu sprechen. Jetzt werden wir vor vollendete Tatsachen gestellt und müssen zusehen, wie wir damit zurecht kommen. Das ist doch eine Verhöhnung der Sitten.“
Es sei einfach nicht gerechtfertigt, dass kulturelle Einrichtungen und Stiftungen weiterhin unterstützt werden sollen und die sozialen Institutionen auf der Strecke bleiben.
Aus diesem Grund beteiligte sich auch Emily Willkomm-Laufs, Mitglieder der Grünen-Fraktion im Stadtrat, an dem Gespräch, das die beiden betroffenen Einrichtungen einberufen hatten, um die Öffentlichkeit über die Vorhaben der Stadtverwaltung zu informieren und um Unterstützung zu bitten. Auch die Stadtverordnete kann diesen Vorschlag im Haushaltsentwurf nicht nachvollziehen. Im gestrigen Ausschuss für Jugend-, Familie-, Schule und Sport stellte die Partei deshalb bereits einen Antrag, der die bisherigen Zuschüsse vorerst einfrieren soll: „Die Stadt möchte, dass der Kreis die Zuschüsse übernimmt und somit die beiden Einrichtungen mitfinanziert. Es ist aber noch nicht klar, ob der Kreis überhaupt dazu bereit ist. Und so lange soll die Stadt die Bürgschaft übernehmen, dass das Geld weiterhin zur Verfügung steht.“
Finanzen: Soziale Anlaufstellen gehen leer aus
Von: -vpu-
Letzte Aktualisierung: 5. März 2013, 17:03 Uhr
JÜLICH.Eine politische Mehrheit hat im Haupt- und Finanzausschuss am Montag die Zuschüsse für zwei soziale Anlaufstellen in der Stadt Jülich ab 2014 vollständig gestrichen: Betroffen sind die Außenstelle der Drogenberatung und der Verein Frauen helfen Frauen.
Beide Einrichtungen hatten im Vorfeld der Beschlussempfehlung die drohende Schließung ihrer Einrichtungen befürchtet.
Gegen die Stimmen von Grünen und SPD folgte das Gremium der Argumentation der Verwaltung, die dargelegt hat, dass beide Einrichtungen nicht nur von Menschen aus Jülich aufgesucht würden, sondern aus dem gesamten Nordkreis. Den Kostenanteil solle aber allein die Stadt Jülich zahlen: 24.500 Euro im Falle der Drogenberatung und 11.290 Euro im Falle von Frauen helfen Frauen.
„Das heißt ja nicht, dass die Einrichtungen gar nichts mehr kriegen“, erklärte Kämmerer Andreas Prömpers auf Anfrage. Aber der Jülicher Anteil solle durch die Kreisumlage aufgefangen werden, die von allen Kommunen bezahlt werden muss. Ob diese Rechnung aufgeht, ist allerdings unklar.