Ambulante Hilfen
Dr. med. Stephan Behrens
Schlossstr.22
5 24 28 Jülich
07.03.13/t
Sehr geehrte Damen und Herren,
mit Entsetzen habe ich in der Presse gelesen, dass die Drogenberatung in Jülich zeitnah geschlossen werden soll. Dieses wurde mir auch telefonisch von Ihnen bestätigt. Als suchtmedizinisch tätiger und substituierender Arzt führt die Schließung ihrer Einrichtung zu einer erheblichen Lücke in der Versorgung von Suchtkranken und insbesondere auch opiatabhängigen Patienten, die auf eine entsprechend qualifizierte psycho-soziale Betreuung angewiesen sind. Sollte es zur Schließung der Drogenberatungsstelle Jülich kommen, ist die weitere Therapie der opiatabhängigen Patienten extrem gefährdet, da viele Patienten nicht in der Lage sind Beratungstermine in Düren wahrzunehmen, weil Ihnen hierzu die finanziellen Mittel fehlen. Die Konsequenz aus dem fehlenden Betreuungsangebot ist ein erhöhtes Rückfallrisiko mit all seinen möglichen Konsequenzen, wie vermehrter Drogenhandel, Beschaffungskriminalität etc.. Auch würde mit dem Wegfall der Drogenberatungsstelle Jülich ein wesentlicher Pfeiler der Primärprävention zur Vermeidung von Sucht- und abhängigem Verhalten weg brechen. Aus meiner täglichen Arbeit kann ich berichten, dass bereits bei Schülern ab dem 12. Lebensjahr ein erheblicher Beratungsbedarf zur Vermeidung des Konsums legaler und auch illegaler Drogen besteht. Insofern ist nicht nachvollziehbar, dass die finanziellen Mittel durch die verantwortlichen Politiker nicht bereit gestellt werden können. Die Konsequenzen aus dem Wegfall der etablierten Drogenberatungsstelle dürfte nicht nur für die einzelnen Patienten, sondern auch für die Stadt Jülich negative Folgen haben, da die amtlichen städtischen Stellen dem erhöhten Betreuungsbedarf nicht gewachsen sind. Eine hieraus resultierende notwendige personelle Aufstockung der Beratungsstellen in den Gesundheitsämtern dürfte um ein vielfaches teurer werden, als die weitere finanzielle Unterstützung der Caritas Drogenberatungsstelle.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. med. Stephan Behrens
Ralph Loevenich Jülich, den 11.03.2013
52428 Jülich
Kürzung der städt. Zuschüsse für die Drogenberatungsstelle
Sehr geehrte Damen und Herren des Rates der Stadt Jülich,
mit großem Erschrecken habe ich von den Überlegungen der Stadt Jülich erfahren, die Zuschüsse für die Drogenberatungsstelle zu kürzen bzw. so zusammenzustreichen, dass die Beratungsstelle in ihrer Existenz gefährdet ist. Seit Herbst 2010 bin ich für das Bistum Aachen als Schulseelsorger an den öffentlichen weiterführenden Schulen der Stadt Jülich tätig. Von Anfang an stehen Frau Großmann von der Drogenberatungsstelle in Jülich und ich in einem sehr intensiven Kontakt und Austausch. In vielen problematischen Situationen mit jungen Menschen hat sie mir mit Rat und Tat zur Seite gestanden. Ohne sie hätte ich manches Mal nicht weitergewusst! Sicher sind meine Berührungspunkte mit Frau Großmann nur ein kleiner Ausschnitt ihres vielfältigen Dienstes, den sie gerade auch für viele junge Menschen im Jülicher Bereich leistet. Aber schon in diesem Ausschnitt wird deutlich, wie not-wendend ihre Arbeit ist. Persönlich erlebe ich das Zusammenwirken von u.a. Drogenberatungsstelle, Jugendstraßenpolizist, Schulsozialarbeit und Schulseelsorge als enorm effizient und hilfreich, wenn es um Begleitung, Stützung und konkrete Hilfe für junge Menschen geht! Sind die finanziellen Zwänge so massiv, dass dieses gut funktionierende Netzwerk nun zur Disposition gestellt wird? Ich bitte Sie, sehr geehrte Damen und Herren, als verantwortliche Entscheidungsträger sehr, die jungen Menschen im Blick zu halten, die je auf ihre Weise Perspektive und Zukunft in ihrem Leben suchen. Drogenkonsum von jungen Menschen ist ein Problem, auch in Jülich Diese jungen Menschen brauchen uns Erwachsene, um präventiv und ratgebend zur Seite zu stehen, und erst recht, wenn Sie in Krisensituationen stecken und alleine nicht mehr zurechtkommen. Drogenkonsum führt in existentielle Krisen, und da ist professionelle Beratung und Hilfe vor Ort, das heißt in einer Schulstadt wie Jülich, unabdingbar. Ich bitte Sie, dies bei Ihrer Entscheidung zu überdenken.
Herzliche Grüße!
Ralph Loevenich, Schulseelorger
Liebe Frau Grossmann,
mit Entsetzen habe ich gestern den Artikel in der SUPER SONNTAG zur o.g. Schlagzeile gelesen.
Ich bitte Sie meinen Brief an die entsprechenden Stellen weiterzuleiten.
Als betroffene Mutter muss ich mich dazu zu Wort melden.
Zur einen Seite wundere ich mich über die Vorgehensweise der „verantwortlichen“ Politiker der Stadt Jülich hier einen Beschluss zu fassen ohne die nötigen Fakten bzw. Zahlen tatsächlich zu kennen.
Zur anderen Seite bin fassungslos darüber, einer augenscheinlich beschaulichen Stadt wie Jülich eine derart wichtige Anlaufstelle zu nehmen.
Ich bin davon überzeugt wenn es in Jülich keine Drogenberatungsstelle mehr gibt, verlagert sich das Problem der Konsumenten auf die Straße.
Denn ohne Unterstützung, ohne guten Zuspruch, bzw. die Hilfe bei Behördengängen etc. werden Drogenkonsumenten viel schneller abstürzen und am Ende der Stadt Jülich tatsächlich auf der Tasche liegen.
Ich kann mir nicht vorstellen das langfristig gesehen ein 36-prozentiger Finanzierungsanteil ausreicht, den man jetzt streichen will.
Natürlich gibt es in Jülich nicht so ein offensichtliches Drogenproblem (bekannte Treffpunkte der Abhängigen in Städten wie Düren oder Aachen). Vielleicht ist es gerade der Drogenberatung Jülich zu verdanken, dass Jülich weiterhin beschaulich wirkt, weil hier mit viel Engagement und Kompetenz gearbeitet wird.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass Süchtige, die ja meist einen sozialen Absturz erlebt haben und finanziell am Boden sind, in der Lage sein werden, eine Drogenberatungsstelle aufzusuchen die 20 Kilometer von Ihrem Aufenthaltsort entfernt liegt.
Die Drogenszene hat sich verändert, zumeist Jugendliche konsumieren die sogenannten synthetischen „Party“ Drogen, die für kleines Geld leicht zu bekommen sind, schnell abhängig machen, das Wesen der Konsumenten stark verändern und alle bis dahin erworbenen sozialen Kompetenzen über Bord werfen lassen. Vielleicht führt dieser Weg nicht zwangsläufig zur „Beschaffungskriminalität“. Jedoch sind nicht therapierte Konsumenten, später die, die dem Staat auf der Tasche liegen. Denn aus psychischen und physischen Gründen ist eine normale Lebensweise und Teilnahme am gesellschaftlichen Leben gar nicht mehr möglich, z. B. das Erwerben eines Schulabschlusses.
Woher ich das alles weiß? Wie schon erwähnt ich bin eine betroffene Mutter, die Ihr Kind fast an diese Drogen verloren hätte. Wir haben eine Erfolgsgeschichte zu vermelden, die es ohne die Drogenberatung in Jülich mit Sicherheit nicht gäbe.
Diese hohe Fachkompetenz von Frau Grossmann hat nicht nur meiner mittlerweile 19jährigen Tochter einen erfolgreichen Anlauf in ein normales, geregeltes Leben bereitet, nein auch ich habe sehr viel gelernt und erfahren um den richtigen Umgang mit einem abhängigen Kind zu finden.
Wichtig ist mir hervorzuheben, das Menschen die Ihren Beruf im sozialen Bereich legen, nicht zwangsläufig auch wirklich gut sind.
Aber was uns in der Dogenberatung mit Frau Grossmann widerfahren ist, nenne ich großes Glück.
Hier arbeitet jemand mit Herzblut, wirklichem Interesse ohne die professionelle Ebene zu verlassen und kennt oft keinen Feierabend wenn es ihr wichtig erscheint.
Sollte es den wirklich keine Möglichkeit geben Betroffenen aus Jülich dieses Angebot zu erhalten? Man darf nicht vergessen Alkohol- und Drogenmissbauch findet in allen sozialen Ebenen statt.
Ich bitte die Verantwortlichen eindringlich sich nicht von Zahlen, sondern von Fakten leiten zu lassen.
Mit freundlichen Grüßen
xxx
Jülich