Aktionswoche: Viele gute Gründe gegen Alkoholkonsum

Dürener Zeitung 17.05.2019

Alkohol am Arbeitsplatz: Bloß nicht wegschauen!

Bundesweite Aktionswoche soll auch in Düren auf die Problematik aufmerksam machen. Diverse Beratungs- und Hilfsangebote.

Kreis Düren „Kein Alkohol am Arbeitsplatz!“ – so lautet der Schwerpunkt der Aktionswoche Alkohol, die bundesweit und auch im Kreis Düren zum siebten Mal stattfindet. „Ja, Alkohol am Arbeitsplatz ist auch heute noch ein Thema“, bekräftigt Hannelore Viehöver-Braun, von der Selbsthilfekontaktstelle des Paritätischen. Sie und ihre Mitstreiter von der Drogenberatungsstelle und den Anonymen Alkoholikern wollen vom 18. bis zum 26. Mai auf die Thematik aufmerksam machen und für einen verantwortungsvollen Umgang mit Alkohol werben.

Inge Heymann, Leiterin der Drogenberatungsstelle, weiß, dass sich beim Alkoholkonsum am Arbeitsplatz in den vergangenen Jahrzehnten schon einiges geändert hat, gänzlich gebannt sei das Problem aber nicht. Und selbst dort, wo nicht offen am Arbeitsplatz getrunken wird, könne Alkohol ein großes Problem sein. Fachleute schätzen, dass zehn Prozent aller Beschäftigten aus gesundheitlicher Sicht zu viel trinken.

„Der Alkoholismus ist eine Familienkrankheit, unter der nicht nur die Abhängigen, sondern auch ihre Partner und Kinder leiden. Um den Abhängigen ist schnell ein Netz an Betroffenen gesponnen, das auch Kollegen und den Arbeitgeber einschließt“, erzählt die Sprecherin einer Selbsthilfegruppe für Angehörige von Alkoholkranken (Al-Anon-Gruppe). Deshalb richten sich sowohl die Aktionswoche als auch die Beratungs- und Gesprächsangebote der Veranstalter nicht nur an Alkoholkranke oder -gefährdete, sondern auch an Personen aus deren Umfeld und die breite Öffentlichkeit. „Die Familie und der Betrieb können einen großen Einfluss auf Veränderungsprozesse haben“, erklärt Andreas Schön, Mitarbeiter der Drogenberatungsstelle. Dort werden deshalb auch immer wieder Fortbildungen für Führungspersonen angeboten, die dafür sensibilisieren sollen, Signale zu erkennen, die Betroffenen richtig anzusprechen und Hilfsangebote wahrzunehmen. „Kollegen und Chefs verschließen leider zu oft die Augen vor dem Alkoholismus“, sagt Viehöver-Braun.

Sie und ihre Mitstreiter sind sich einig, dass das Bewusstsein für Alkoholkonsum und dessen Folgen nicht sehr geschärft ist. Es sei häufig vom „Genussmittel Alkohol“ die Rede. „Wir sprechen ganz bewusst von einer Droge“, sagt Inge Heymann. Alkohol sei weiterhin die Volksdroge Nummer eins. Vor diesem Hintergrund kritisiert die Al-Anon-Gruppensprecherin: „Es gibt jede Menge Veranstaltungen für Kinder, zum Beispiel Bambini-Fußballturniere, wo als erstes der Bierwagen aufgestellt wird. Warum können die Eltern auf einer Veranstaltung für Kinder nicht einfach Limo trinken? Die Vereine sagen dann, dass sie damit nicht genug verdienen. Wie traurig ist das denn?“ Auch Inge Heymann kann da nur mit dem Kopf schütteln: „Ja, der Alkohol ist oft eine heilige Kuh.“ (wel)

Ansprechpartner

Mehrere Stellen helfen anonym und kostenfrei

In der Aktionswoche können sich Interessierte am Dienstag, 21. Mai, von 10 bis 13 Uhr vor dem Bürgerbüro bei den Kooperationspartnern informieren.

Ansprechpartner:

– Anonyme Alkoholiker Düren-
Jülich: 0176/50087394.

– Al-Anon-Kontakttelefon
Aachen: 0241/404252

– Drogenberatungsstelle Düren: 02421/10001; Außenstelle Jülich: 02461/53537

– Selbsthilfe-Kontaktstelle des Paritätischen: 02421/489211


Mit 1,3 Promille hinterm Steuer

Die Caritas-Drogenberatung beteiligt sich an bundesweiter Aktionswoche

Kreis Düren. Bundesweit gab es im vergangenen Jahr 17 000 Verletzte und 256 Tote aufgrund von Alkoholunfällen im Straßenverkehr. 12 000 Mal ist es in öffentlichen Verkehrsmitteln zu Körperverletzungen gekommen, weil betrunkene und enthemmte Fahrgäste sich nicht mehr unter Kontrolle hatten. Grund genug für die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS), die Aktionswoche Alkohol diesem Thema zu widmen. Auch die Drogenberatungsstelle (Drobs) des Caritasverbandes Düren-Jülich hat viele Aktionen zu dem Thema „Alkohol? Weniger ist besser“ durchgeführt.

„Wichtiges Thema“

„Die Zahlen von Unfällen und Vorkommnissen im öffentlichen Personennahverkehr, die aufgrund von Alkohol passieren, sind steigend“, sagt Drobs-Leiterin Inge Heymann. „Wir haben dieses wichtige Thema sehr gerne aufgegriffen.“ Zwar sei im Drogen- und Suchtbericht der Bundesregierung zu lesen gewesen, dass Jugendliche weniger trinken. „Damit“, sagt Heymann, „ist aber das Rauschtrinken gemeint. Alkoholmissbrauch und -sucht sind in unserer Arbeit immer noch ein sehr großes Thema.“

Silivia Zaunbrecher, Diplom-Sozialarbeiterin und Suchttherapeutin betreut beim Endart-Verein i auch die MPU-Vorbereitung (MPU ist die Abkürzung für medizinisch-psychologische Untersuchung) für Menschen, die ihren Führerschein aufgrund von Alkohol- oder Drogenkonsum verloren haben. Dass Menschen Auto fahren, obwohl sie Alkohol getrunken haben, so die Erfahrung der Expertin, sei häufig das Ergebnis falscher Planungen. „Die wenigsten nehmen sich vor, zu feiern, Alkohol zu trinken und danach noch Auto zu fahren“, sagt Silvia Zaunbrecher. „Junge Leute nehmen sich häufig vor, bei den Partygastgebern zu schlafen, es kommt zu Streit, und dann wird doch mit dem Auto nach Hause gefahren.“

Wer mit mehr als 1,6 Promille Alkohol im Blut am Steuer oder übrigens auch mit dem Fahrrad erwischt wird, verliert seinen Führerschein und muss zur MPU. „Alkohol im Straßenverkehr“, sagt Zaunbreher, „ist eine der häufigsten Ursachen, warum Menschen zu dieser Untersuchung, die im Übrigen auch richtig teuer ist, müssen.“

Im Rahmen der Aktionswoche hat ein TÜV-Gutachter, der MPUs durchführt, in Düren einen Vortrag gehalten, außerdem hat es Veranstaltungen für Jugendliche gegeben. „Ich habe in einer Fahrstunde eine Theoriestunde zum Thema Alkohol im Straßenverkehr gemacht“, erzählt Zaunbrecher. „Und wir sind mit den Fahrschülern zum Verkehrsübungsplatz Koslar gefahren. Dort konnten die Jugendlichen mit einer Rauschbrille, die einen Alkoholwert von 1,3 Promille simuliert, erleben, wie es ist, betrunken Auto zu fahren. Zaunbrecher: „Alle Jugendlichen sind nach ein paar Metern stehen geblieben. Das war eine sehr heilsame Erfahrung.“ Die Suchttherapeutin ist überzeugt, dass es nur ein wirksames Mittel gibt, nicht betrunken Auto zu fahren. „Trunkenheitsfahrten“, sagt sie, „lassen sich nur dadurch vermeiden, dass man sich nicht besäuft.“ Alkohol setze Kontrollstrategien außer Kraft. „Wenn man so viel trinkt, dass man die Kontrolle verliert, ist es egal, ob man sich vorher vorgenommen hat, nicht betrunken Auto zu fahren. Man kann es dann einfach nicht mehr umsetzen.“

Offene Sprechstunde immer montags

Wer sich näher über die Arbeit der Drogenberatungsstelle und die MPU-Vorbereitung des Endart-Verbandes informieren möchte, kann das unter ☏ 02421/10001 tun. Immer montags von 11 bis 12 Uhr findet in den Räumlichkeiten an der Bismarckstraße 6 eine Erstkontaktsprechstunde statt.

Mehr Infos im Netz:

www.spz.de

www.mpu-vorbereitung-dueren.de


Von: Daniela Martinak
Letzte Aktualisierung: 31. Mai 2013, 15:35 Uhr

Die Mitarbeiter zahlreicher Dürener Institutionen beteiligten sich an der Veranstaltung der „Aktionswoche Alkohol“. Dazu hatten sie zu einer Veranstaltung ins Stadtcenter eingeladen, die gut angenommen wurde.

Düren. Zwölf Gramm reiner Alkohol pro Tag reichen. Für Frauen jedenfalls. Männer könnten theoretisch mit 24 Gramm ein bisschen tiefer ins Glas schauen. Das jedenfalls sind die Grenzwerte für einen verantwortungsvollen, risikoarmen Alkoholkonsum, sagen die Mitarbeiter der Dürener Drogenberatungsstelle.

 Dabei werden aber pro Woche mindestens zwei alkoholfreie Tage empfohlen. Nur zur Information: Ein Glas Bier mit 0,33 Litern beinhaltet schon 13 Gramm, ein Glas Wein 16 Gramm. Also wäre ein Glas Wein am Tag schon zu viel für Frauen.

Genau das versuchten die Mitarbeiter zahlreicher Dürener Institutionen den Interessierten bei einer Veranstaltung im Stadtcenter zu erklären. „Viele meinen nämlich, ein Glas Wein könne man ohne Bedenken jeden Tag trinken. Aber das stimmt nicht, und es ist schon gesundheitsgefährdend“, betonte Wilfried Pallenberg, Leiter der Beratungsstelle. Im Rahmen der „Aktionswoche Alkohol“, die seit 2007 in einem zweijährigen Rhythmus bundesweit durchgeführt wird, fand auch eine Öffentlichkeitsveranstaltung in der Papierstadt statt.

Zielsetzungen dieser Aktionswoche, die noch bis Sonntag, 2. Juni, läuft, ist unter anderem das Bewusstsein für den Konsum alkoholischer Getränke zu schärfen, die Sensibilität dafür zu fördern, auf die Problematik des Alkoholmissbrauchs aufmerksam zu machen und regionale Hilfsmöglichkeiten aufzuzeigen und vorzustellen. Bei der Veranstaltung im Stadtcenter, an der sich neben der Drogenberatungsstelle auch die anderen Kooperationspartner wie die LVR-Klinik, der Sozialpsychiatrische Dienst des Gesundheitsamtes, die Selbsthilfe-Kontaktstelle und die Anonymen Alkoholiker beteiligten, tauchten plötzlich immer mehr Interessierte auf.

„Über aktionsorientierte Maßnahmen wie etwa einem Glücksrad mit Fragen und Antworten rund um das Thema Alkohol und die Mitmachaktion ,Viele gute Gründe…‘ sind wir mit den Bürgern ins Gespräch gekommen und haben für einen maßvollen Umgang mit alkoholischen Getränken geworben. Außerdem haben wir über bestehende Hilfs- und Unterstützungsangebote in unserer Stadt und der Region informiert“, erklärte Andreas Schön von der Drogenberatungsstelle.

Besonders machten die Organisatoren auf sich aufmerksam, indem sie die Interessierten viele gute Gründe für weniger Alkoholkonsum auf bunte Blätter schreiben ließen und diese für jedermann sichtbar aufhingen. Die Stadt Düren unterstützt somit zum vierten Mal die Aktionswoche. Generell habe sich eine stabile Partnerschaft zahlreicher Dürener Kooperationspartnern gebildet, erklärte Wilfried Pallenberg. „Wir sind mit der Resonanz sehr zufrieden und hoffen, dass unsere Botschaft ankommt.“

Unter dem Motto „Alkohol – weniger ist besser!“ findet in der Zeit vom 25.05. – 02.06. 2013 eine Aktionswoche zum Thema Alkohol statt. Veranstalter der bundesweiten Aktionswoche ist die BZgA (Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung), DHS (Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen) sowie die Drogenbeauftragte der Bundesregierung.

Zugrundeliegende Zielsetzungen der im Aktionswochenzeitraum durchgeführten Veranstaltungen sind:

  • Das Thema des problematischen Alkoholkonsums in die Gesellschaft tragen (thematischen Trend setzen)
  • Sensibilität im Umgang mit alkoholischen Getränken fördern
  • Alkoholkonsum reduzieren
  • Stigmatisierung von Menschen mit Alkoholproblemen überwinden

Auch die Drogenberatungsstelle (SPZ) wird sich in Kooperation mit anderen Trägern an der Aktionswoche beteiligen. Gemeinsam mit der LVR-Klinik, dem Gesundheitsamt, der Selbsthilfekontaktstelle sowie der Selbsthilfe (Anonyme Alkoholiker) werden wir am Samstag, den 25.05.2013 in der Zeit von 9.00 – 15.00 Uhr im StadtCenter Düren eine Öffentlichkeitsveranstaltung durchführen. An einem Informationsstand können sich Bürgerinnen und Bürger über bestehende Hilfs- und Unterstützungsangebote in Stadt und Kreis Düren informieren und sich mit Fragen rund um das Thema Alkohol auseinandersetzen.